Im Jahr 2021 hat der Stadtrat der Stadt Schnaittenbach die Einführung und Umsetzung eines Örtlichen Katastrophenschutzkonzeptes beschlossen.
Der federführende Kommandant der Schnaittenbacher Feuerwehren Michael Werner hat damals als Projektleiter viel Pionierarbeit geleistet und mit seinem Team der Feuerwehr Schnaittenbach ein detailliertes und gut siebzig Seiten starkes Konzept ausgearbeitet, was geschehen soll, wenn im Bereich der Stadt Schnaittenbach im Falle eines örtlichen Großschadensereignisses, wie zum Beispiel ein starkes Unwetter mit Hochwasser und großflächigen Überflutungen oder massiver Schneefall, ein plötzlicher längerer und flächendeckender Stromausfall eintritt.
Ziel war, sowohl der kommunalen Verwaltung und den örtlichen Einsatzkräften als auch der Bevölkerung schon im Vorfeld und präventiv Hinweise zu einer zielgerichteten Abarbeitung möglicherweise anfallender Aufgaben an die Hand zu geben und dadurch im Ernstfall wertvolle Zeit zu sparen.
Da im Schadensfall der Fokus auf einer effektiven Abarbeitung der Aufgaben liegen muss, war es geradezu sinnvoll und notwendig, sich schon im Vorfeld Gedanken über die unterschiedlichsten Themenfelder der kritischen Infrastruktur innerhalb des Gemeindebereichs zu machen und der Bevölkerung eine gewisse Hilfestellung anzubieten. Deshalb wurde eine 16seitige Kurzfassung des Konzepts in einer Auflage von 4.500 Stück erstellt und durch die Jugendfeuerwehr an alle Haushalte im Stadtgebiet verteilt.
Die weitere Umsetzung des örtlichen Katastrophenschutzkonzepts erfolgte dann in einem interdisziplinären Projekt unter Einbeziehung der zuständigen Mitarbeiter aus Verwaltung und Bauhof, der vier Feuerwehren als kommunale Einrichtungen, einem örtlich ansässigen Notarzt sowie auch vieler Firmen und Organisationen. Des Weiteren waren externe Fachberater des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn und der Regierung der Oberpfalz sowie des Bezirksfeuerwehrverbandes und der Kreisbrandinspektion Amberg-Sulzbach eingebunden.
Im Rahmen der Konzepterstellung haben sich die Verantwortlichen darauf verständigt, dass im Falle eines länger anhaltenden, großflächigen Schadensereignisses im Feuerwehrgerätehaus in Schnaittenbach ein sogenannter „Leuchtturm“ eingerichtet wird, der sowohl als Versammlungsort für den örtlichen Krisenstab als auch als Anlaufstelle für betroffene und hilfesuchende Mitbürger*Innen aus dem gesamten Gemeindegebiet dienen soll. Im Leuchtturm, welcher mit Notstrom versorgt werden kann, würden sich für die Zeit des Schadensfalles der vorab bestimmte Krisenstab der Stadt Schnaittenbach, bestehend aus einem achtköpfigen Kernteam aus der Stadtverwaltung und dem federführenden Kommandanten der vier Feuerwehren, sowie weiteren notwendigen Ansprechpartnern, darunter auch ein ärztlicher Vertreter sowie für dringende persönliche Notfälle auch ein Seelsorger, einfinden. Außerdem wird im Leuchtturm auch die Abschnittsführungsstelle der Feuerwehr eingerichtet.
Die Aufgaben des vorab bestimmten Krisenstabs sowie der Abschnittsführungsstelle sind vielfältig. Neben einer zentralen und zeitlichen Koordination der einzelnen Einsätze und Hilfeleistungsgesuche unter Berücksichtigung der Dringlichkeit für das gesamte Gemeindegebiet werden dort sämtliche Entscheidungen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit sowie der Ver- und Entsorgung der Gemeinde zentral gesteuert, priorisiert und koordiniert.
Die Gesamtleitung des Krisenstabs obliegt dabei dem ersten Bürgermeister, welcher insbesondere vom Leiter des Stabs (geschäftsführender Beamter der Stadtverwaltung) und dem Leiter des Bereichs Einsatz (federführender Kommandant), ergänzt durch weitere Stabsfunktionen, unterstützt und beraten wird.
Um einen routinemäßigen Ablauf einer im Ernstfall sicherlich angespannten und kritischen Phase einer Großschadenslage zu simulieren und zu üben, hat nun erstmals im Gerätehaus der Feuerwehr Schnaittenbach in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg ein Tagesseminar mit allen Beteiligten stattgefunden.
Bürgermeister Marcus Eichenmüller und federführender Kommandant Michael Werner konnten hierzu den Fachbereichsleiter „Führung“ der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg Heinrich Seltl mit den Fachlehrern Franz Liegl und Michael Gruber und von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg Tamara Rixen begrüßen. Professor Dr. Markus Bresinsky war am Vormittag noch verhindert und kam nach der Mittagspause dazu. Des Weiteren war die Kreisbrandinspektion mit Kreisbrandrat Fredi Weiß und den Kreisbrandinspektoren Christof Strobl, Hans Sperber und Armin Daubenmerkl als interessierte Zuhörer und Beobachter vor Ort. Den vorbereitenden theoretischen Teil am Vormittag bestritten die Fachlehrer der Staatlichen Feuerwehrschule und referierten zu den Themen Rechtliche Grundlagen und Aufgaben der Einsatzleitung, wobei insbesondere wichtige Auszüge aus dem Bayerischen Feuerwehrgesetz und dem Bayerischen Katastrophenschutzgesetz besprochen, diskutiert und interpretiert wurden. Schwerpunktmäßig wurden auch die Pflichtaufgaben der Gemeinde besprochen, was insbesondere bei Bürgermeister Marcus Eichenmüller und den Mitarbeitern der Verwaltung aus dem Rathaus auf großes Interesse stieß.
Weitere Themen waren „Stabsmäßig organisiertes Arbeiten“ gem. Feuerwehr-Dienstvorschrift FwDV 100 und vor der Mittagspause dann die Einrichtung des Führungsraums im Unterrichtsraum im Obergeschoss des Gerätehauses und erste Vorbereitungen für die Übung am Nachmittag.
Nach der Mittagspause kamen dann auch die vordefinierten Feuerwehrkräfte der Abschnittsführungsstelle hinzu, die in der Fahrzeughalle eingerichtet wurde.
Als Ausgangssituation für die praktische Übung wurde ein Größeres Unwetter im östlichen Teil des Landkreises angenommen, wovon unter anderem auch die Stadt Schnaittenbach massiv betroffen war. Nachdem eine größere Anzahl von Notrufen bei der Integrierten Leitstelle eingegangen waren und infolge davon diese an die Belastungsgrenze gelangte, wurde die Abschnittsführungsstelle alarmiert und in Betrieb gesetzt, so dass alle örtlichen Einsätze vor Ort registriert, dokumentiert und abgearbeitet wurden. Als Worst-Case-Szenario wurde von den Ausbildern der Feuerwehrschule infolge des Unwetters ein großflächiger Stromausfall in verschiedenen Ortsteilen eingespielt, wodurch die Einberufung des örtlichen Krisenstabes erforderlich wurde. Nachdem alle definierten Stellen besetzt, die Räumlichkeit mit den erforderlichen Arbeitsmaterialien eingerichtet und die Funktionen und Abläufe festgelegt waren, wurde die Herstellung der Funktionsfähigkeit festgestellt und die Arbeit aufgenommen.
In ihren Schlussworten zeigten sich alle Beteiligten davon überzeugt, dass das Leuchtturmprojekt in einer hoffentlich in dieser Dimension nie eintretenden örtlichen Großschadenslage innerhalb kurzer Zeit funktionsfähig eingerichtet werden kann und dadurch bestmögliche Voraussetzungen geschaffen werden, um schnell und zielorientiert und vor allem mit einem deutlichen Zeitvorteil Entscheidungen treffen und effektiv Hilfe für die Bevölkerung leisten zu können. Bürgermeister Marcus Eichenmüller war ebenso wie Kreisbrandrat begeistert über die reibungslose Zusammenarbeit von Verwaltung und Feuerwehr und die zügig hergestellte Funktionsfähigkeit des Krisenstabs und der Abschnittsführungsstelle. Professor Dr. Markus Bresinsky freute sich darüber, was mit dem örtlichen Katastrophenschutzkonzept in Schnaittenbach bisher schon erreicht wurde und forderte alle Beteiligten dazu auf, auch weiterhin im Dialog zu bleiben, um bei einem möglichen Ernstfall keine vorgefestigten Schranken vorzufinden. Auch die Ausbilder der Staatlichen Feuerwehrschule waren überrascht, wie gut der Krisenstab und vor allem die Abschnittsführungsstelle der Feuerwehr funktionierte und ihre Aufgaben zielorientiert abgearbeitet haben.
Der federführende Kommandant Michael Werner schließlich dankte allen am Projekt „Örtliches Katastrophenschutzkonzept“ beteiligten Personen und Stellen für die konstruktive Zusammenarbeit und kündigte weitere Schritte im Sinne des Projekts an.
Text und Bilder: Uli Reindl (Feuerwehr Schnaittenbach)